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25.07.2020

Audiotherapie: Eine sinnvolle Fortbildung für Gesellen und Meister in der Hörakustik

Reicht das Standard-Musikprogramm auch für Musiker beim Musizieren? Oder braucht es ein individuell auf Musiker und Instrument optimiertes Musikprogramm? Dieser Frage ging man bei Bernafon in der Schweiz mit einer Feldstudie nach, deren Ergebnisse Christophe Lesimple, Audiologe für klinische Forschung in Bern, und Carsten Braun, Leiter Audiologie bei Bernafon in Berlin, hier im Gespräch vorstellen.

Herr Braun, Herr Lesimple, vorab: Das Thema Musik scheint bei Bernafon eine durchaus wichtige Rolle zu spielen. Woher rührt das?

Braun: Wenn man Musik liebt und für einen Hörgeräte-Hersteller arbeitet, mit dessen Technologie man Musik so wahrnehmen kann, wie sie ist, dann ist das natürlich ein Geschenk. Bei uns ist das die ChannelFree-Signalverarbeitung. So gut wie jeder Mensch hat positive Erfahrungen mit Musik gemacht und verknüpft mit ihr schöne Erinnerungen. Musik ist wie ein unsichtbares Fotoalbum. Ich weiß aber auch, dass das Thema Musik in der Anpassung häufig unterrepräsentiert ist. Damit lässt man Chancen der emotionalen Bindung liegen. Aus der Praxis heraus ist mein persönlicher Vorschlag dieser: Ich befrage Kunden bereits im Beratungsgespräch nach ihrem Lieblingssong. Den besorge ich dann für den Anpasstermin, so dass das erste, was ein Kunde mit seinen Hörgeräten hört, sein Lieblingsstück, also etwas Vertrautes ist. So startet die Anpassung mit einer positiv besetzten Empfindung. Das gestaltet den weiteren Anpassprozess deutlich einfacher. Darum ist mir persönlich aber auch beruflich das Thema Musik wichtig. Versuchen Sie das mal mit einem Kaffeelöffel und einer Tasse und der Frage, ob das Hämmern noch erträglich ist (lacht).

Wie ist das bei Ihnen, Herr Lesimple?

Lesimple: Ich habe Musik studiert und im Orchester gespielt, und ich habe Audiologie studiert. Abgesehen davon war Bernafon schon immer ein Vorreiter in Sachen Musik. Vor fast zehn Jahren führten wir bereits mit Vérité ein, dass die Verarbeitung der Eingangspegel so ausgelegt ist, Musik möglichst frei von Verzerrungen zu halten. Das ist ein technischer Fortschritt, der die Klangqualität beim Musikhören mit Hörgeräten deutlich verbessert. Und nun sind wir an dem Punkt, dass es Hörgeräteträger gibt, die selbst Musiker sind. Diese Leute hören nicht nur passiv Musik, sondern spielen aktiv und haben auch eine Vorstellung, wie die Musik klingen sollte. Daher sollten Hörgeräte das Musizieren nicht schwieriger machen, sondern leichter.

Worin liegt dabei die Herausforderung?

Lesimple: Zunächst kann es herausfordernd sein, Musik bei der Anpassung zu definieren. Ein Sprachsignal kann man sehr einfach definieren. Das ISTS gilt im Grunde für alle Menschen. Zwar sind wir alle verschieden und unsere Stimmen klingen alle etwas unterschiedlich, aber die Eigenschaften der Pegel und der Frequenzbereiche sind recht einfach zu modellieren. Bei Instrumenten sieht das anders aus. Die Frequenzbereiche einer Tuba und einer Piccolo Flöte zum Beispiel sind sehr unterschiedlich. Dazu kommen die Pegel. Ein Geiger hat beim Spielen ständig einen Pegel von …

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Abbildung: Bernafon