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11.06.2022

Fließender Übergang vom Hörgerät zum Hörimplantat

Ein Besuch beim Gromke Hörzentrum in Leipzig-Reudnitz

Vieles spricht dafür, dass Hörakustiker für die Betreuung von Cochlea-Implantat-Patienten immer wichtiger werden (siehe auch unser Interview mit Professor Dr. Thomas Zahnert). Doch Betriebe, die ein Engagement in diesem Bereich erwägen, sollten gut überlegen und ihren Einstieg gegebenenfalls gründlich vorbereiten. Lernen kann man vor allem von jenen, die hier bereits seit langem erfolgreiche Arbeit leisten – etwa vom Gromke Hörzentrum in Leipzig. Autor Martin Schaarschmidt hat es besucht.

Leipzig-Reudnitz, Dresdner Straße 78. Ich bin zu Gast im Gromke Hörzentrum, genauer gesagt: in den Hörwelten. Jede der zehn Filialen des Unternehmens ist als eigene Themenwelt gestaltet. Die modernen Räume der „Hörwelten“ empfangen die Kunden an exotischen Orten – in Bali, Irland oder Afrika. Wohlfühl-Atmosphäre mit Fernweh und Reiselust, auch in Zeiten von Corona.

Ich sitze schon im Anpassraum Toskana. Doch Hör- und CI-Akustikermeister Michael Willenberg, mit dem ich verabredet bin, muss noch kurz den Video-Call mit Hersteller Cochlear beenden. Account Manager Acousticians Silvio Heidenreich flimmert auf dem Screen, und beide reden über Cochlear Baha® 6 Max, den neuesten Baha Soundprozessor. Den gibt es erst seit wenigen Wochen und er kommt offensichtlich gut an; Michael Willenberg zeigt sich überzeugt vom breiten Versorgungsbereich und dem verbesserten Rückkopplungsmanagement. – „Und die Konnektivität?“, erkundigt sich der Anrufer. – „Die läuft noch stabiler“, sagt Michael Willenberg und ergänzt, die gute Vernetzung sei ja in der Cochlear Welt inzwischen so normal, dass man schon mal vergessen könne, sie überhaupt noch zu erwähnen…

„Das Baha System war damals, vor etwa 25 Jahren, mein erster Kontakt mit Hörimplantaten“, beginnt mein Gesprächspartner nach Ende des Telefonats. „Das Thema hat mich fasziniert. Und ich fand es spannend, als Hörakustiker auch mit HNO-Kliniken zusammenzuarbeiten. Im Zuge der weiteren Entwicklungen innerhalb der Audiologie-Szene war es dann eigentlich nur logisch, sich auch dem Cochlea-Implantat zuzuwenden.“ Frühzeitig erwarb Michael Willenberg die Qualifikation zum CI-Akustiker. Er besuchte Fortbildungen, hospitierte bei Herstellern und in Kliniken, um Kunden auch im CI-Bereich betreuen zu können. Im Unternehmen ist er seit Jahren verantwortlich für die implantierbaren Hörlösungen.

Schritt für Schritt zum Service-Partner für Hörimplantate – kontinuierliche Entwicklung seit den 90er Jahren

Dass das Gromke Hörzentrum Kunden auch in diesem Bereich betreut, geht bis in dessen Anfangsjahre zurück. Schon Firmengründerin Gabriele Gromke lag sehr daran, schwerhörigen Kundinnen und Kunden das gesamte Spektrum an Hörlösungen bieten zu können – über die konventionelle Hörgeräte-Versorgung hinaus. Es kam zu ersten Kontakten zur HNO-Klinik des Universitätsklinikums Leipzig. Ab 1994 begann man mit der Anpassung des Baha Systems, übernahm bald darauf den Support für Cochlear, ab 2007 auch Service-Leistungen für Cochlea-Implantate. Als ab 2011 die Fortbildung zum CI-Akustiker möglich wurde, gehörten Mitarbeitende des Hörzentrums zu den ersten Absolventen. Von da an konnte man auch CI-Soundprozessoren anpassen.

Die Kooperation mit Cochlear war bei der Etablierung der zusätzlichen Leistungen seit jeher wichtig. In seiner Zusammenarbeit mit Hörakustik-Unternehmen unterscheidet der Weltmarktführer für Hörimplantate zwischen zertifizierten Service-Partnern und Hörakustikern, die als ServicePunkt oder ServicePunkt+ fungieren. Die Service-Partner bieten neben schneller Hilfe bei Ersatzteilen und allgemeiner Beratung auch Anpassungen und Upgrades, sie kümmern sich um Reparaturen oder helfen beim Verlust eines Soundprozessors. Vor knapp zehn Jahren zählte die Firma Gromke zu den ersten Unternehmen, die dieses Zertifikat erhielten.

„Den Status bekamen wir aufgrund unserer guten Zusammenarbeit mit den Kliniken“, so Michael Willenberg. „Die Kooperation mit Cochlear fühlt sich für uns sehr gut an. Wir schätzen den Hersteller als unkomplizierten Partner, der uns jederzeit unterstützt. Wir haben einen Lagerbestand an Cochlear Produkten, auf den wir je nach Bedarf schnell zugreifen können. Es gibt spezielle Schulungen für die CI-Akustiker und auch Angebote für Mitarbeiter, die nur beim Service unterstützen. Das alles ermöglicht uns, CI-Trägern jederzeit helfen zu können.“

Ob Kunden, Kliniken oder Mitarbeitende – gute Information und Abstimmung sind entscheidend

Heute arbeitet das Gromke Hörzentrum mit den meisten CI-Kliniken Mitteldeutschlands sowie mit vielen HNO-Arztpraxen aus der Region zusammen. Zudem kommen auch CI-Patienten aus dem Einzugsgebiet, die ihre Versorgung in der Medizinischen Hochschule in Hannover erhalten haben.

„Inzwischen sind wir sozusagen auch für den CI-Bereich Volldienstleister“, so Michael Willenberg. „Mehrere Kolleginnen und Kollegen haben sich spezialisiert. Es geht nicht mehr nur um technischen Support. Das Spektrum reicht von der Funktionsüberprüfung während einer CI-Implantation über Anpassungen und Upgrades bis hin zur langfristigen Nachsorge.“

Welche dieser Leistungen zum Einsatz kommen, hängt jedoch davon ab, was mit der einzelnen CI-versorgenden Einrichtung vereinbart wurde. Jede der Kooperationen muss vertraglich geregelt sein; und eine gute Abstimmung mit Ärzten und Patienten sei hier sehr wichtig – so mein Gesprächspartner: „Schließlich ist es die Klinik, die die Verantwortung für die lebenslange Nachsorge trägt. Wir berichten ihr über die Anpassungen, die wir vornehmen. Wir werden aber auch von den Kliniken genau informiert. – Dürfen wir die MAP eines Patienten haben? Dürfen wir uns um Austausch-Soundprozessoren oder um ein Upgrade kümmern? Es ist wichtig, dass wir alles abstimmen und nicht einfach loslegen.“ Um das sicherzustellen, hat das Hörzentrum sogar ein spezielles Formular entwickelt.

Gute Abstimmung zählt aber auch im Unternehmen selbst: Jeder Mitarbeiter des Hörzentrums soll die Indikationsgrenze zum CI im Hinterkopf haben. Keiner soll sich scheuen, einem Kunden zum geeigneten Zeitpunkt die klare Empfehlung zu geben: ‚Es gibt noch eine Alternative, mit der Sie deutlich mehr Sprache verstehen könnten, als mit Ihrem hochverstärkenden Hörsystem.‘ Im Fall der Fälle erhält der Kunde bereits im Fachgeschäft erste Informationen zum Thema CI. Die ärztliche Beratung in einer CI-Klinik wird empfohlen und gegebenenfalls vermittelt.

Unkomplizierte Abläufe und guter Service – keine wahrnehmbaren Unterschiede zwischen Hörgeräte-Kunden und CI-Trägern

Wichtig für die Empfehlungen sei aber auch noch ein weiterer Punkt, so Michael Willenberg: „Natürlich wünschen wir uns, dass wir die Kunden irgendwann wieder bei uns sehen, und dass wir sie gegebenenfalls auch bei ihrem CI betreuen können. Viele der oft langjährigen Kunden möchten das ebenfalls. Mein Eindruck ist jedoch, dass diese Rückkehr zu uns schon jetzt der Trend ist. Und es wird weiter zunehmen.“

Allein Michael Willenberg hat heute pro Woche vier bis fünf Kundenkontakte, bei denen es ausschließlich um Cochlea-Implantate geht. Bei Bestandskunden nimmt er außerdem noch Baha-Soundprozessor-Anpassungen vor, bei Neukunden übernehmen das inzwischen Kollegen. – „Mein Schwerpunkt ist da eher, neueste Lösungen frühzeitig kennenzulernen und dieses Wissen im Unternehmen zu teilen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen ansprechbar sein. Ob konventionelles Hörgerät oder Hörimplantat – die Kunden sollen immer offene Türen finden. Das gelingt nur, wenn sich das Wissen nicht zu sehr auf einzelne konzentriert.“

Auch die CI-Träger sollen von unkomplizierten Abläufen und gutem Service profitieren. Alle Anpassräume sind so ausgestattet, dass sie sich ebenso für die Betreuung von Kunden mit Hörimplantat eignen. – „Wer zu uns kommt, soll da gar keinen Unterschied wahrnehmen und den Wechsel vom Hörgerät zum Hörimplantat als einen fließenden Übergang erleben.“

Doch wie schafft es ein Hörakustik-Unternehmen, ein so umfangreiches Netzwerk zu CI-Kliniken aufzubauen? „Das hat sich allmählich entwickelt. Mal wechselten Ärzte von einer zur nächsten Klinik. Mal wurden wir für einen speziellen Versorgungsfall empfohlen. Empfehlungen gab es auch von niedergelassenen HNO-Ärzten. Andererseits muss man natürlich selbst aktiv sein. Wir haben uns zum Beispiel nie gescheut, bei ärztlichen Weiterbildungen über unsere Arbeit zu berichten. Man muss die Kontakte pflegen – und zwar auf Augenhöhe. Wenn man das schafft, ist es gar nicht so schwer. Ich habe noch nie einen HNO-Arzt erlebt, mit dem dieser partnerschaftliche Kontakt nicht möglich gewesen wäre.“

Auch bei der Aufklärungsarbeit sei die Zusammenarbeit mit den Ärzten wichtig. Lange Zeit hat das Gromke Hörzentrum eigene Info-Veranstaltungen organisiert. – „Wir haben jedoch festgestellt, dass Betroffene, die nicht zu unseren Kunden gehören, beim ersten Kontakt mit dem Thema in einer Klinik-Veranstaltung besser aufgehoben sind. Sie brauchen zuerst den Ansprechpartner aus der Medizin. Deshalb setzen wir inzwischen mehr darauf, uns an Veranstaltungen der Kliniken zu beteiligen, als eigene zu organisieren. Und bei unseren Bestandskunden ist die individuelle CI-Beratung sowieso deutlich effektiver als ein Event.“

Sabine Hammel: „Die Firma Gromke hat mich sehr gut betreut, doch dann konnten auch die stärksten Hörgeräte nicht mehr helfen.“

Wir unterbrechen unser Gespräch, denn Sabine Hammel ist gekommen. Die junge Frau aus Leipzig macht gerade ihre Facharzt-Ausbildung zur HNO-Ärztin. Und sie ist CI-Trägerin. – „Als Kind konnte ich noch gut hören“, erzählt sie. „Doch dann ließ mein linkes Ohr nach und ertaubte schließlich vollständig. Ich war damals 16, habe die Schule beendet und mein Studium begonnen. Dann wurde ich auch rechts schwerhörig.“

Zum Gromke Hörzentrum kam Sabine Hammel durch eine Empfehlung: „Erst war ich bei einem anderen Akustiker. Da ich während des Studiums in Leipzig lebte, meine Heimat jedoch bei Berlin ist, entschied ich mich für einen großen Anbieter, den es an beiden Orten gab. Bei dem habe ich bestimmt ein Jahr lang Hörgeräte getestet, war aber nie zufrieden. Im Gromke Hörzentrum wurde ich von Frau Beate Gromke betreut, das lief dann ruckzuck. Nach zwei, drei Monaten hatte ich ein super Gerät mit optimaler Einstellung und war sehr glücklich. Ich stand unmittelbar vor den mündlichen Prüfungen zum Staatsexamen. Mit den anderen Hörgeräten hätte das nicht funktioniert.“

Doch dann konnte ihr auch das stärkste Hörgerät nicht mehr helfen: „2012 hatte ich rechts einen Hörsturz“, erzählt Sabine Hammel. „Danach lag meine Hörschwelle bei 110 dB. Ich ging wieder in die Klinik. Die Tests ergaben, dass ich rechts mit einem CI versorgt werden kann. Auf meinem linken Ohr war die Implantation leider nicht möglich, denn bei dem ist der Hörnerv geschädigt.“

Implantiert wurde Sabine Hammel im darauffolgenden Jahr. „Ich bekam den Nucleus® 5 Soundprozessor, bereits zwei Jahre später konnte ich ein Upgrade auf den Nucleus 6 Soundprozessor erhalten. Entscheidend war dabei vor allem das Cochlear Wireless-Zubehör, das es beim Nucleus 6 Soundprozessor erstmals gab, und das ich für die Vorlesungen im Studium brauchte. Mit dem habe ich dann wirklich gut verstanden.“

„Sicherlich hilft es, wenn der Akustiker, dem ich seit Jahren vertraue, mich gegebenenfalls zur CI-Klinik schickt.“

Anpassung, Reha und Nachsorge für das CI erhielt Sabine Hammel ebenfalls in der Klinik. Auch in diesem Jahr war sie wieder dort, denn nach sechs Jahren stand ein weiterer Soundprozessorwechsel an. Für das eigentliche Upgrade kehrte sie jedoch zur Firma Gromke zurück. – „Zuerst musste ein vergleichender Hörtest mit altem und neuem Soundprozessor gemacht werden. Dann hat Herr Willenberg die erforderlichen Unterlagen an die Krankenkasse gesandt und mir den Cochlear Kanso® 2 Soundprozessor angepasst, den ich gerne testen wollte. Wir haben vieles ausprobiert und ich durfte mehrere Wochen probetragen. Alles lief gut und reibungslos. Wir trafen uns zu Nachjustierungen und tauschten uns per Mail aus. Meine Kasse hat das Upgrade auch relativ schnell bewilligt.“

Ihre CI-Anpassung erlebte Frau Hammel so, wie sie es schon aus der Klinik kannte: “Man bekommt über jede Elektrode Töne eingespielt und soll sagen, ob sie angenehm hörbar, zu laut oder zu leise sind. Geprüft werden auch mehrere Elektroden zusammen, damit sich eine harmonische Lautstärke ergibt. Herr Willenberg hat das alles prima für mich gemacht. Auch die Abstimmung zwischen Hörakustiker und Klinik hat gepasst. Da spürte man einfach, dass das läuft. Es ging keine Information verloren. Und es hat auch jeder gut über den anderen gesprochen.“

Zur Nachsorge will Sabine Hammel nun weiter zu Michael Willenberg gehen. – „Ich könnte auch in die Klinik“, erklärt sie. „Dort wurde ich bislang meist von drei Audiologen betreut, auch die haben das gut gemacht. Aber die Terminvergabe ist beim Gromke Hörzentrum schon etwas einfacher und ich bin dort in besten Händen. In die Klinik würde ich gehen, wenn etwa ein Problem mit dem Implantat auftreten sollte. Das müsste natürlich ärztlich begutachtet werden. Aber ansonsten bleibe ich jetzt hier.“

Auch als angehende HNO-Ärztin begrüßt Sabine Hammel den CI-Service beim Hörakustiker: „Wenn er sich spezialisiert hat und über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, ist das sicherlich eine gute Option; zumal ja viele auch ein Hörgerät und ein CI tragen. Und wenn das Hörgerät nicht mehr hilft, ist es toll, wenn der mir vertraute Hörakustiker an eine Klinik verweist. Gut ist sicherlich auch, wenn man später mit dem Hörimplantat wieder zurück zum Akustiker kann, also zurück in vertraute Strukturen. Auch das hilft immens.“

Frei vom Ohr getragener CI-Soundprozessor – „ein riesiger Schritt für mehr Tragekomfort, und jetzt auch für das Hören“

Kurze Auszeit für eine kleine Nacheinstellung, um die Sabine Hammel ihren CI-Akustiker bittet. Michael Willenberg koppelt das CI-System mit dem Rechner und nimmt die gewünschte Korrektur vor. Dann erzählt mir Frau Hammel, warum sie sich für den Cochlear Kanso 2 Soundprozessor entschieden hat:

„Da war die Bauform schon ein wichtiger Punkt, nicht zuletzt aufgrund der Pandemie. Ich bin Brillenträgerin, hatte den Nucleus 6 Soundprozessor und dann noch die Maske hinterm Ohr… Das war einfach zu viel. Aber auch die Sprachqualität des Kanso 2 Soundprozessors ist um Längen besser.1,2,3,4 Das hat der Test eindeutig gezeigt und es war auch für mich sofort spürbar. Die FowardFocus* Funktion bringt mir ebenfalls klare Vorteile – gerade jetzt, wenn man wieder im Straßencafé sitzen darf.“

Auch mit der Laufzeit des Akkus ist Sabine Hammel zufrieden. Selbst bei ihren 24-Stunden-Diensten hätte bei ihr die Ladung immer gereicht – also auch über die offizielle Akkulaufzeit von bis zu 18 Stunden5 hinaus. Und die Vernetzung mit iPhone und Android sei bequem und praktisch: „Kommt ein Telefonat, höre ich das sofort im Ohr. Ich kann Sprachnachrichten empfangen, mein Handy als Mikrofon nutzen und wie gewohnt mein Wireless-Zubehör koppeln. Auch die Bedienung über App** ist praktisch. Es gibt so viele neue Möglichkeiten; selbst manche gut Hörenden würden mich darum beneiden.“

Michael Willenberg erinnert sich, dass die frei vom Ohr getragene Bauform bei einigen Fachleuten anfangs auf Skepsis stieß: „Inzwischen wissen wir, dass diese Bauform Probleme vieler CI-Träger löst“, so der Hörakustiker. „Das System sitzt zuverlässig. Für Tragekomfort und Kosmetik war es ein riesiger Schritt. Gleiches gilt jetzt auch für das Hören; denn der Kanso 2 Soundprozessor nutzt die Technologie, die wir schon vom Nucleus 7 Soundprozessor kannten. Den Unterschied zum Nucleus 6 Soundprozessor hat Frau Hammel ja beschrieben. Persönlich finde ich zudem das Thema Akku sehr stark.“

Zügiger Service, vertraute Strukturen, bimodale Versorgung – vieles spricht für die Betreuung durch CI-Akustiker

Sabine Hammel muss sich verabschieden und zu ihrem Dienst in die Klinik eilen. Doch Michael Willenberg hat noch etwas Zeit: Was macht für ihn eigentlich den Reiz der Hörimplantate aus? – „Für mich war das schon immer eine sehr interessante Herausforderung. Man erweitert das Wissen, gewinnt neue Perspektiven und die Beziehungen zu den Kunden bzw. Patienten sind ebenfalls andere. Sicherlich sind auch Hörgeräteträger dankbar. Doch es macht einen Unterschied, ob man eine leichte bis mittelgradige Schwerhörigkeit hat oder ob man ohne die Technik taub ist. Oft arbeiten die Betroffenen noch viel aktiver mit. Es ist dadurch auch für mich extrem befriedigend.“

Dass CI-Akustiker noch stärker in die Versorgung eingebunden werden, dafür sprechen aus seiner Sicht  gleich mehrere Dinge: „Zum einen kommt die Art, wie wir arbeiten, den CI-Trägern sehr entgegen. Die üblichen Abläufe in den Filialen, die Flexibilität, die Öffnungszeiten… – man bekommt recht zügig Unterstützung; und bei CI-Trägern ist das ja noch wichtiger als bei konventionell Versorgungten.“

Ein zweiter Vorteil ergibt sich dann, wenn man den früheren Hörgeräte-Kunden weiter begleiten kann: „Diese Kontinuität gibt Sicherheit, und als Akustiker kann man miterleben, welchen Boost die CI-Versorgung für die Betroffenen bringt. – Man spricht heute allein für Deutschland von einer Million möglichen CI-Trägern. Ich weiß nicht, ob das zu hoch greift, aber wenn wir Hörakustiker ehrlich sind, dann erfahren viele Kunden, die hochverstärkende Geräte tragen, zu spät vom Cochlea-Implantat. Viele könnten mit dem CI Sprache deutlich einfacher verstehen.“

Den dritten Vorteil sieht Michael Willenberg hinsichtlich bimodaler Versorgungen aus Hörgerät und CI: „Dieses Thema hat ja im Zuge der smarten Konnektivität erstmals Fahrt aufgenommen – etwa mit der Partnerschaft von Cochlear und ReSound. Vor allem die Vorteile des beidseitigen Streamings sind für die Nutzer gigantisch. Es gibt viele Patienten, die auf einmal wieder telefonieren können. Es gibt große Vorteile beim Medienkonsum. Und als Hörakustiker bzw. CI-Anpasser können wir beide Systeme viel besser synchronisieren.“

Diesen letzten Punkt würden die Nutzer oft kaum bewusst wahrnehmen: „Doch ihre Werte für das Sprachverstehen im Störlärm zeigen, dass es da ein Riesenpotential gibt. Wir Akustiker haben die Chance, unsere Erfahrungen aus beiden Welten einzubringen. Ich selbst bin dankbar für diese Entwicklung. Noch vor Jahren war es sehr problematisch, eine irgendwie geartete Synchronisation zwischen beiden Seiten zu schaffen. Da wurde die Ringschleife propagiert. Aber die ist nicht zu vergleichen mit dem, was wir heute anbieten können.“

Michael Willenberg: „großer Bedarf an CI-Betreuung durch Hörakustiker darf nicht zu Lasten der Qualität gehen“

Für die Zukunft erwartet mein Gesprächspartner, dass sich Hörgerät und CI bereits bei der Vorverarbeitung austauschen werden: „Die Mikrofone von linkem und rechtem Hörgerät können wir ja jetzt schon zu einem Netzwerk zusammenschalten, um noch mehr Richtwirkung oder Geräuschreduzierung zu erreichen. Das sind Entwicklungen, von denen perspektivisch auch das CI profitieren wird.“

Und wenn sich ein Hörakustik-Unternehmen das Thema Hörimplantate völlig neu erschließen möchte? Welche Empfehlungen würde Michael Willenberg diesem geben? – „Man sollte keine Berührungsängste haben und sehr viel zeitlichen Vorlauf einplanen. Vorstellen könnte ich mir, dass man den Kontakt zu früheren Kunden sucht, die heute CI-Träger sind, um sich mit ihnen auszutauschen. Das Thema Bimodalität könnte ein Einstieg sein, um langsam in den Bereich hineinzuwachsen; hier gibt es ja auch Support durch Hersteller. Der Klassiker ist sicherlich, mit Basis-Angeboten wie Ersatzteilen und Verbrauchsmaterialien zu starten und so erste Bekanntschaft mit CI-Trägern zu sammeln.“

Warnen möchte mein Gesprächspartner jedoch davor, das CI als reine Wachstumsoption zu sehen, die kurzfristig Früchte trägt. „Diese Vorstellung gibt es bei manchem; aber den Zahn kann ich jedem Akustiker ziehen. Es ist wie immer im Leben, man muss erstmal investieren. Bei dieser intensiveren Form der Versorgung ist das sogar besonders wichtig. Das funktioniert nicht schnell mal nebenbei. Da habe ich ehrlich gesagt auch Befürchtungen. Offensichtlich gibt es vielerorts großen Bedarf an einer CI-Betreuung durch Hörakustiker. Doch das darf nicht zu Lasten der Qualität gehen. Die Betreuung braucht entsprechenden Vorlauf. Einen Medizinstudenten im vierten Studienjahr würde man schließlich auch noch kein CI implantieren lassen.

Literaturverweise
1. Mauger SJ, et al. Clinical outcomes with the Kanso off-the-ear cochlear implant sound processor. Int J Audiol. Published online 09 Jan 2017 (DOI:10.1080/14992027.2016.1265156)
2. Cochlear Ltd. D1660797 CP1150 Sound Processor Interim Clinical Investigation Report. 2020; January.
3. Mauger SJ, et al. Clinical evaluation of the Nucleus 6 cochlear implant system: performance improvements with SmartSound iQ. International Journey of Audiology. 2014, Aug; 53(8): 564-576. [Sponsored by Cochlear].
4. Wolfe J, et al. Benefits of Adaptive Signal Processing in a Commercially Available Cochlear Implant Sound Processor. Otol Neurotol. 2015 Aug;36(7):1181-90.
5. Cochlear Ltd. D1710313 CP1150 Battery Life Coverage Technical Report. 2020; March.

Fußnoten:
* ForwardFocus ist eine vom Audiologen aktivierte, benutzergesteuerte Funktion in der Custom Sound® Pro Fitting Software.
** Eine vollständige Liste der mit Smartphones und Apps kompatiblen Geräte finden Sie unter: www.cochlear.com/compatibility. Die Cochlear Nucleus Smart App ist im App Store und bei Google Play erhältlich. Informationen zur Kompatibilität finden Sie unter www.cochlear.com/compatibility.

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