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31.01.2020

„IM GRUNDE REDEN WIR IMMER ÜBER EINEN MITTELWERT”

Vor 15 Jahren kam Harald Bonsel erstmals mit der Perzentilanalyse in Kontakt. Heute verfügt nahezu jedes Messinstrument über das Mess-Tool. Doch warum wird die Perzentilanalyse immer noch so selten angewendet? Ein Gespräch mit Harald und Christopher Bonsel.

Herr Bonsel, noch einmal kurz für alle zum Einstieg: Was ist unter einer Perzentilanalyse zu verstehen und wofür ist sie gut?

Harald Bonsel: Die Perzentilanalyse stellt ein Verfahren dar, mit dem man ein Signal statistisch auswerten kann. Das ist der Unterschied zu konventionellen Verfahren. Aufgrund dieser statistischen Auswertung habe ich den Vorteil, mehr Informationen als mit konventionellen Verfahren zu erhalten. Hinzu kommt, dass in eine Perzentilanalyse beliebige Signale reingesteckt werden können. In der Vergangenheit war es so, dass mit komplexen Signalen, wie zum Beispiel Sprache, Hörsysteme nicht gemessen werden konnten. Deshalb könnte man auch sagen: Der Vorteil einer Perzentilanalyse besteht darin, dass ich das Hörgerät im Tragezustand, also in der Kundeneinstellung, belassen und dabei jedes beliebige Signal reinschicken kann. Entsprechend erhalte ich als Ergebnis eine gute Auswertung des Messsignals, dass ich in Bezug zur Schwerhörigkeit bringen kann.

Jetzt haben Sie gerade die Vergangenheit angesprochen. Ist es nicht so, dass die Perzentilanalyse Geburtstag feiert?

Harald Bonsel: Das kommt ungefähr hin. Mit Vergangenheit meine ich die Zeit um 2004/05, bevor die Perzentilanalyse eingeführt wurde und wir begannen, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zuvor war das so, dass man ein Spektrum aufgenommen und daraus einen Mittelwert aus mehreren Messungen gebildet hat. Das ist natürlich kritisch, weil ich auf diese Weise fluktuierende Signale nicht adäquat erfassen kann.

Kann man sagen, dass die Perzentilanalyse einen Standard auf dem Markt darstellt?

Harald Bonsel: Ja und nein. Ja in dem Sinne, dass sie sich als Verfahren etabliert hat, das weltweit wahrgenommen und angewendet wird. Nicht umsonst ist die Perzentilanalyse auch in die 118-15 Norm gemündet. Aber, und daraus besteht das Nein, sie wird eben nur teilweise angewendet. Auch in Deutschland. Ich kann zwar mit der Perzentilanalyse extrem gut den Schalldruckpegel messen und sehen, wie viel Pegel im Ohr ankommt. Aber man erhält letztlich keine verlässliche Aussage darüber, was tatsächlich im Gehirn ankommt. Dazwischen ist eine Lücke. Das letzte Stück der Messstrecke fehlt quasi. …

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